Presseberichte

Die Lage in Indien- neben Covid-19 drohen nun auch Dengue Fieber und Malaria

Seit meinem letzten Bittbrief sind sechs Wochen vergangen, und wir haben diese Wochen weitgehend in der Ausgangssperre verbracht. Die Ausgangssperre galt auch für Ärzte und Krankenschwestern aus dem nicht-staatlichen Sektor. Zwar gibt es weiterhin heftige Viruszirkulation im Land, aber die Ausgangssperre, ließ sich nach drei Monaten nicht mehr länger aufrechterhalten. Die soziale Lage vieler Familien wird zusehends schlechter, da die Familien von Tagelöhnern, die sonst in großen Fabriken oder auf Baustellen tageweise Arbeit finden, über Monate kein Einkommen mehr haben. Wir haben etwas getan, wovon ich nicht gedacht hätte, dass es noch einmal nötig sein würde: wir haben Nahrungsmittelpakete an Familien von Tagelöhnern ausgegeben, welche schlichtweg nichts mehr zu Essen haben. Bis lang sind es rund 2.000 Pakete gewesen.

Inzwischen dürfen auch die Ärzte des nicht-staatlichen Sektors wieder arbeiten, und die Regierung fordert sie auch dazu auf, mitzutun, denn viele Patienten, zum Beispiel mit Tuberkulose, sind in eine sehr schwierige Situation gekommen, weil ihnen der Staat nicht helfen konnte (die KrankenhausbettensindfürCovid-19-Patienten reserviert, viele Beschäftigte im Krankenhausbereich kommen nicht zur Arbeit oder sind in Quarantäne), und weil auch wir das Haus nicht verlassen durften.

Nun haben wir die Arbeit wieder aufgenommen. Dies bringt natürlich auch ein gewisses Risiko mit sich, und wir schützen uns mit entsprechender Ausrüstung. An den heißen Tagen staut sich darin die Wärme, aber wir wissen, dass wir das tun müssen. Die Operationen der Patienten, deretwegen ich in meinem letzten Bittbrief vorgesprochen habe, sind vorgenommen worden. Es war aber nicht einfach, Ärzte und Krankenhäuser zu finden, die bereit waren eine Operation durchzuführen, und die Krankenhausrechnungen waren in der Zeit des Lockdowns auch höher als sonst.

Nun hat hier die Regenzeit begonnen, und die ersten Fälle von Dengue, einer durch Moskitos übertragenen Seuche, treten auf. Die Malaria wird sicher auch nicht lange auf sich warten lassen. Gerne würde ich wieder Moskitonetze an Familien ausgeben, die sich sonst nicht vor Moskitos schützen können. Unsereins kann sich ja mit einer Salbe eincremen, die Moskitos abschrecken, und natürlich schlafe ich immer unter einem Moskitonetz. Außerdem trage ich Kleidung, die extra so hergestellt worden ist, dass Moskitos nicht hindurchstechen können, und ich kann stehende Wasserlachen auf unserem Grundstück zuschütten oder chemisch sterilisieren. Die meisten Einheimischen können das alles nicht.

Bezüglich der Moskitonetze rechne ich mit einem Preis von 3 Euro pro Netz, wenn wir eine große Zahl abnehmen und entsprechend verhandeln (das lasse ich Einheimische machen). Es wäre großartig, wenn pro interplast damit wieder Seuchenkrankheiten verhindern könnte, schon bevor sie überhaupt übertragen werden.