Bundestverdienstkreuz an Dr. Barbara Dünzl
Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml hat am Freitag im Auftrag des Bundespräsidenten das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an sieben engagierte Bürgerinnen und Bürger aus Schwaben, Oberfranken und der Oberpfalz ausgehändigt. Huml betonte anlässlich der feierlichen Verleihung in Schloss Seehof in Memmelsdorf bei Bamberg: "Der Bundesverdienstorden ist die höchste Anerkennung der Bundesrepublik Deutschland. Mit der Auszeichnung werden Persönlichkeiten geehrt, die sich in besonderer Weise für andere Menschen einsetzen. Sie sind Vorbilder, an denen wir uns orientieren können, und stehen beispielhaft für das soziale Gesicht unseres Landes. Sie sind Helden unserer Zeit." Die Oberärztin der Anästhesie am St. Barbara Krankenhaus Schwandorf engagiert sich ehrenamtlich im "pro inerplast Seligenstadt – Verein zur Förderung medizinischer und sozialer Hilfe in Entwicklungsländern" und leistet direkte Hilfe vor Ort. Ihr Team besteht aus Anästhesisten, Chirurgen sowie OP-Schwestern. Zusammen mit Gerätschaften, Verbandsmitteln und Medikamenten reist sie regelmäßig in Entwicklungsländer und operiert kostenlos Menschen, die sonst keine Chance auf Versorgung hätten.
Huml fügte hinzu: "Idealismus und persönliches Engagement machen eine aktive Bürgerschaft aus. Die aktuellen Herausforderungen zeigen, dass wir weiter an einem friedlichen Miteinander bauen müssen. Die Arbeit an einem funktionierenden Gemeinwesen hört niemals auf."
Laudatio:
Liebe Frau Dr. Dünzl,
seit vielen Jahren sind Sie nun im medizinischen Bereich tätig und leisten Bewundernswertes.
Sie sind im St. Barbara Krankenhaus Schwandorf als Oberärztin in der Anästhesie tätig. Einen Großteil Ihrer Freizeit und Ihres Jahresurlaubs engagieren Sie sich im „pro interplast Seligenstadt - Verein zur Förderung medizinischer und sozialer Hilfe in Entwicklungsländern e. V.“ und erbringen hier ausschließlich ehrenamtliche und unentgeltliche Arbeit. „pro interplast Seligenstadt“ leistet direkte Hilfe in Entwicklungsländern. Ärzteteams reisen hierzu regelmäßig mit den notwendigen Gerätschaften, Verbandsmitteln und Medikamenten in Entwicklungsländer und operieren dort kostenlos jene Patienten, die sonst keine Chance auf Versorgung hätten.
„Pro interplast“ finanziert die Flüge, Medikamente und medizinische Hilfsmittel. Mittlerweile konnten über 2.200 Patientinnen und Patienten operiert und medizinisch versorgt werden – meist waren es Kinder. Die operativen Schwerpunkte der Einsätze liegen bei Verbrennung und orthopädischen Fehlbildungen wie zum Beispiel Klumpfüßen.
Der Verein hat seinen Sitz in Seligenstadt und zählt heute rund 900 Mitglieder. Neben der Finanzierung von jährlich circa 25 Ärzteeinsätzen unterstützt der Verein eine Vielzahl von begleitenden humanitären Hilfsmaßnahmen vor Ort. Und einmal im Jahr sind Sie vor Ort dabei – liebe Frau Dr. Dünzl.
Ihr erster Hilfseinsatz war im Jahr 2008 in Indien. 2018 sind Sie zu ihrem zehnten und durch einen Doppeleinsatz elften Einsatz in Folge geflogen. Ihr Team besteht aus weitere Anästhesisten, Chirurgen sowie OP- und Anästhesieschwestern. Außerdem werden sie von Technikern begleitet.
In Indien wird noch häufig auf offenem Feuer oder mit Kerosinbrennern gekocht. Unachtsamkeit oder Explosionen führen meist zu schwersten Verletzungen. Teilweise müssen bis zu 120 Personen pro Einsatz operiert werden.
In Ihrer Heimat Regensburg und auch in Schwandorf werben Sie stark für den Verein „pro interplast“ und sammeln Spenden. Sie organisieren unter anderem Weihnachtsbasare mit verschiedenen Artikeln und lassen den Erlös daraus dem Verein zukommen. Außerdem haben Sie auch schon aus eigenen privaten Mitteln neue Geräte für die Einsätze beschafft. Ihr ehrenamtliches Engagement geht weit über das normale Maß des Ehrenamts hinaus, denn für Ihre Einsätze im Ausland verwenden Sie hauptsächlich Ihren Jahresurlaub. Ein paar Tage im Jahr werden Sie von Ihrem Arbeitgeber auch freigestellt. Dies unterstreicht auch noch einmal deutlich, dass Ihr Arbeitgeber Ihr ehrenamtliches Engagement sehr unterstützt.
Ihre Einsätze in Indien beschäftigen Sie meist das gesamte Jahr über. „Nach Indien“ bedeutet für Sie auch „vor Indien“. Für jeden Einsatz müssen zahlreiche logistische Probleme gelöst werden. Dabei gilt es, Arbeitserlaubnisse für Indien einzuholen und Visa für die Team-Mitglieder zu beantragen. Material zu sammeln, einzukaufen und ordnungsgemäß zu verpacken. Das alles erledigen Sie bemerkenswerterweise ausschließlich in Ihrer Freizeit.
Vor Ihrer aktiven und vorbildlichen Mitarbeit bei „pro interplast“ waren Sie für die „Hilfsaktion Noma“ tätig. Noma ist eine bakterielle Erkrankung, bei der das Gesicht weg fault, und die fast ausschließlich unterernährte Kinder betrifft. Von 1997 bis 2003 waren Sie 2. Vorsitzende des Vereins. In dieser Zeit organisierten Sie zwei Mal jährlich Operationseinsätze in dem Staat Niger und haben als Anästhesistin die Narkosen für die Operationen geleitet. Zudem betreuten Sie die Patientinnen und Patienten, die aus Niger zur fachlichen Betreuung nach Deutschland gebracht wurden.
Liebe Frau Dr. Dünzl,
Sie sind ein hervorragendes Beispiel für die humanitäre Hilfe und eine äußerst engagierte Frau. Ich danke Ihnen für Ihre erfolgreichen Einsätze sehr und wünsche Ihnen weiterhin alles Gute! Zur Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens gratuliere ich Ihnen herzlich!